M/GRAF
Neu um 1985: Erzeugung und Darstellung von Text UND Bild gleichzeitig.
Das Produkt M/Graf war eine kostengünstige Erweiterung des beliebten Textsystems M/TEXT um wertvolle grafischen Informationen, wie sie heute in bekannten PC-Textsystemen eingebaut sind. Speicherplatz- und Durchsatzthemen sowie der Einsatz finanzieller Mittel für Großunternehmen war ein entscheidender Faktor, für den wir aber eine hervorragende Lösung ersonnen hatten und ich mit der Ausarbeitung des Produkts beauftragt war.
Ein weiteres Produkt aus dem Hause (XLIST-PC) ermöglichte aber die Lösung des Kostenproblems dadurch, 20 Low-Cost (ASCII) Drucker an sehr teuere Steuereinheiten Anschlüsse der Großrechner anzuschließen. Ein IBM-PC ermöglichte in Verbindung mit einem (IBM) CICS und (SIEMENS) BS2000/UTM Programm, die Belieferung von Formular- Vektor- und Rastergraphiken in Zusammenhang mit Text an diese Drucker wie HP-Laserjet, Canon, Xerox und weitere Low-Cost Drucksysteme, eingeschlossen der teuren LinoType Satzmaschinen in hochaufösenden Druckmodi.
Später wurden mit PostScript und AFP-PSF ergänzt.
Die große Herausforderung war, alle dazu nötigen Komponenten selbst entwickeln zu müssen, weil es diese am Markt nicht in geeigneter Form zum Beispiel asl Module und Methoden käuflich zu erwerben gab.
Durch die Verwendung der Programmiersprache, die ganz nahe an der Maschine sitzt (Assembler) und den Ausschluss der Rechenunterstützung der Zentraleinheit der Prozessoren, konnte nur in ganzen Zahlen in einem eingeschränkten Zahlenbereich gerechnet werden und es gab weder Wurzel, Sinus, Cosinus, Tangens etc. Also einfach: Nichts. Dies bedeutete, alle Module mussten selbst in hoher Qualität geschrieben werden. So kann man schnell lernen, wie das Herz eines Rechners funktioniert.
Es war erforderlich, Module zur Größenänderung von Rastergrafiken (Beispiel TIFf und JPEG) zu entwickeln, wozu auch zum Beispiel die Erzeugung von Zufallszahlen eine große Rolle spielten.
Text war damals eher Schreibmaschinen-Schriftzeichen (Monospaced), doch bot die Entwicklung der Proportionalschriften in den Druckern auch die Möglichkeit, deren Ausgabe in allen erdenklichen Formaten, eingeschlossen Blocksatz mit Silbentrennung und Randausgleich. Jedoch mussten alle Arten von Zusatzmodulen, Koordinatensystemen und Rechentechniken eingesetzt werden, um alle Programme in maximal 64kB (nicht MB) unterzubringen. Dies gelang mir auf dieselbe Art wie es Steve Wozniak in den Apple-Computern implementierte, mit Fixkommaarithmetik; alle Methoden standen in der Intel X86-Welt einfach nicht schnell verarbeitend zur Verfügung.
Alle Programme mussten wegen der Speicherplatz-Problematik zudem in Assembler geschrieben werden, weil sie anders den Herausforderungen zum Durchsatz nicht genügten. Zudem stellte die Übersetzung aus der EBCDIC-Welt der Großrechner in die ASCII-Welt der low-cost Drucksysteme eine zusätzliche Herausforderung dar.
Trotz Anwendung von Näherungsgleichungen oder bewußtem Einsatz von Taylorreihenentwicklung für Wurzelrechnungen oder Umformungen von Sinus- und "Consinussen" gab es nie eine Ungenauigkeitsbeschwerde.
Meine Koordinatensysteme waren auf Textverarbeitung zur günstigen Formulargestaltung ausgerichtet, was eine Dominanz der Y-Koordinate abwärts "steigend" ergab, was sich als sehr nutzerfreundlich herausstellte.
Mit der Einführung der HP-Laserjet PCL5 war es auch möglich, proportionale Fonts in beliebiger Größe anzusprechen, allerdings nach einem fürchterlich komplizierten Rechenmodell der Buchstabenbreite. Auch hier erwies sich das maßvolle Einsetzen von Näherungsrechnungsmethoden aus der angewandten Physik als zielführend. Es gab auch hier niemals Beschwerden wegen unsauberem Textsatz in Proportionalschrift mit Randausgleich.
Die ersten Entwicklungen in Winword zeigten hingegen erhebliche Schwächen bei der ordentlichen Darstellung dieser Schriftarten; es wurde heftig gemogelt, was der Korrektheit des Schriftsatzes bei näherer Betrachtungsweise Schaden bescherte.
In der weiteren Entwicklung konnte das entworfene proprietäre Verfahren zur hochwertigen Ausgabe von Verbunddokumenten aus jedem Produkt der Hauses kühn & wehy Software GmbH weiter verwendet werden, etwa für Anzeigeprogramme ähnlich dem beliebten PDF-Verfahren von Adobe ini Verwendung bei M/MAIL oder M/ARCHIV verwendet werden und bildete eine wesentliche Grundlage für weitere Produkte aus dem Softwarehaus.
Das Produkt M/FAX war eine wesentliche Erweiterung, weil damit Ein- und Ausgangsfaxe zum Beispiel von der Münchener Rück oder den Fordwerken in Köln verarbeitet werden konnten. Dies aus Großrechnern stellte eine besondere Innovation zur damaligen Zeit dar.
Die Verbreitung von Windowsrechnern in Großorganisationen, auch in Verbindung mit dem in den 1994-er Jahren entstandenen Microsoft Exchange stellten sich dann als Gewinner in dem stark wachsenden Wettbewerb heraus, doch blieb der generische Ansatz der Erstellung von Schriftgut auf Basis von Verbunddokumenten für Jahrzehnte weiter eine interessante Produktfamilie.
Produkte, ähnlich wie M/TEXT und M/GRAF, waren z.B. TeX von Donald E. Knuth, das allerdings, im Gegensatz zu M/TEXT nie im Großrechnerumfeld ähnliche Bedeutung erlangte. M/TEXT wurde weltweit von Cincom Systems als MANTEXT vertrieben und war im Siemens-Umfeld auch als OASE-Text erhältlich. Der Link verweist für Interessenten auf einen Artikel der Computerwoche vom 24.05.1985
M/GRAF habe ich in der eigenen, assemblernahen Programmiersprache "K" entwickelt und war somit für mehrere Rechnerarchitekturen neben Großrechnern auch unter UNIX und Derivaten, OS/2, PC-DOS, Windows und weitere Systeme verfügbar. M/GRAF hatte auch ein grafisches Interface mit eigen entwickelten Bedienelementen, insbesondere für Annotationen, Darstellungsoptionen. Diese Bemühungen verstärkten allerdings die Einführung von objektorientierter Programmierung und zur Datenhaltung unter SQL-Servern.