Globales Intranet
1996-1997: Gesamtprojektleiter Aufbau des globalen Intranets beim weltweit führenden Textilzulieferer COATS. Das globale Intranet war zwingend nötig, denn COATS hatte mehrere namhafte Hersteller gekauft mit unterschiedlicher IT Infrastruktur. Rasche Integration war erforderlich.
Es war die Zeit, in der Microsoft einen Kampf gegen den dominierende PC Netzwerkhersteller Novell begonnen hatte, der wiederum durch das IEEE 802.3 Ethernet Rahmenwerk einen schwer integrierbaren Netzwerkstandard geschaffen hatte. Mit anderen Worten, Zusammenschalten gin technisch nicht so einfach. So auch bei COATS. Bei der COATS MEZ Nähgarne war 802.3, bei "Industrienähfaden" 802.2. Abgesehen davon war ISDN auch gebündelt zu langsam und Netzwerk Standleitungen zu teuer.
Damals war schon klar, Integration auf Arbeitsebene war nötig, was aber nicht gleichzeitig zu übersetzen war mit Netzwerkintegration unterhalb von Layer 5.
Das weltweit einzig verfügbare System, das den Anspruch erfüllen konnte, am logisch richtigen Level zu unterstützen und dabei auch Modem-Verbindungen von 19.600 Baud zu unterstützen, war Lotus Notes. Damals in der Version 4.0
Microsoft Exchange war noch sehr weit davon entfernt, ähnliche Integrationsmöglichkeiten fertig implementiert zu haben; das gab es gerade in der Version 1.0.
So ähnlich verlief meine Präsentation vor dem oberen Management, bei der ich aber auch Live die Möglichkeiten der gemeinsamen Ordner und der mit VB zu programmierenden Formulare vorgeführt habe. Das bedeutete, das Prinzip gefiel, nicht aber das Produkt.
So fiel die Entscheidung zugunsten von Lotus Notes aus, das ich damals nicht hinreichend kannte. Dies änderte sich jedoch sehr schnell. 2 Wochen später war neben den Budget Berechnungen die erste Domäne existent und bereits die ersten Mitarbeiter geschult. Ich begann die Schulungen mit dem Upper Management und den Sekretärinnnen, die sehr interessiert waren und innerhalb zweier Tage hochmotiviert Anwenderexpertenlevel erreichten.
Dies ermöglichte es mir, schnell ein Kernteam von Multiplikatoren zu bilden, um so den Erfolg weiter ins Unternehmen tragen zu können. Es gab sogar kurz danach den ersten Internetauftritt von COATS auf dieser Basis.
Selbstverständlich macht man Fehler. Daher rechnete ich in die Projektaufgabe mit ein, die Domäne wieder niederzureissen und organisatorisch neu und völlig flach wieder aufzubauen. Es war im Grunde eine Bauchentscheidung, die sich aber als absolut richtig herausgestellt hatte.
Viel Arbeit und Mühe hatte ich dafür aufgewendet, die Segen von Workflows ans Showcases den Mitarbeitern nahe zu bringen. Das Management stand anfangs diesen Workflows sehr skeptisch gegenüber, denn sie fühlten sich entmachtet, weil Kollege Workflow viel schneller zum Ergebnis kam. Produktentwicklung war dann innerhalb von 2 Wochen, nicht mehr innerhalb von 12 Wochen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum der Produktentwicklungsworkflow bei COATS OPTI, der nur ein Showcase war, 8 Jahre später immer noch im Einsatz war. Sozusagen ein weiterer Akt aus dem Thema: Nichts ist überlebensfähiger als ein nützliches unfertiges System.
Punktgenau nach einem Jahr konnte ich die bis dahin aufgebauten Sites wohlbestellt in den Live-Betrieb übergeben und mein Projekt als mein erstes Mandat als Interim Manager erfolgreich beenden.
Übrigens: Das ist heute noch genau so bei vielen Techniken mit dem Unterschied, dass es heute mehrere Mitarbeiter gibt, die mit irgendeiner Ausprägung des vielbesungenen Halbwissens Gedanken beisteuern. Ich bekämpfe das nicht, im Gegenteil. Aber manche Meinungsbildung geht erheblich länger, weil die Komplexität allgemeines Begreifen erschwert.
Übrigens (die 2.): Die Microsoft-Kampfmittel waren so, dass bestimmte Novell-Implementierungen nur auf den NT 3.51 und 4 Workstations, nicht aber auf den NT Servern lief. Das schloss Microsoft Server im Novell Verbund aus. Also lief der Notes Server (heute Domino Server) eben auf einer NT Workstation. Und das gar nicht mal schlecht. Durch das Replikationssystem war gleichzeitig ein Teil der Datensicherung erledigt, sodass es im Grunde gleichgültig war, ob der Domino-Server nun mal länger ausfiel oder nicht. Am Ende des Tages stellte sich heraus, die Anordung lief ganz stabil.
Übrigens (die 3.): Ich bin nach dem Projekt zum IBM Partner geworden und betreibe seitdem meine eigene Lotus Domino Domäne, sogar als E-Mail Provider. Diese Domino-Domäne hostete sogar ganz sicher weltweit das erste mobile Online-Portal für B2B in Zusammenarbeit mit E-Plus.